Küchenmeister, Vollzugsbeamter und Vertrauensperson
Wie alle Beamtinnen und Beamten im Werkdienst hat auch Michael K. an der Justizvollzugsakademie in Straubing einen Selbstverteidigungskurs gemacht und eine Schießausbildung an der Pistole und dem Gewehr. Im Arbeitsalltag ist er nicht bewaffnet, angegriffen wurde er noch nie. „In meiner Anfangszeit sind zwei Gefangene aufeinander losgegangen, da musste ich einschreiten. Verbale Auseinandersetzungen gibt es öfter mal.“ Eine JVA ist ein Ort der Vielfalt, bei Michael K. in der Anstaltsküche arbeiten 26 Männer aus elf Nationen, aus verschiedensten Berufen und Milieus, zur Haft verurteilt wegen ganz unterschiedlicher Delikte, Diebstahl, Betrug, Mord. „Mein Job ist es, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen, danach kommt das Kochen.“ Wie jeder gute Küchenchef hat K. nicht nur eine feine Nase, sondern auch tiefe Menschenkenntnis.
Für die Gefangenen ist Michael K. Küchenmeister, Vollzugsbeamter und Vertrauensperson. „Der eine will Ausgang am Wochenende, bei dem anderen ist die Oma gestorben und der dritte leidet, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat.“ Gefangene können sich nicht einfach mit Familie oder Freunden den Kummer, Frust und Stress von der Seele reden. Die JVA-Beschäftigten sind ihre ersten Ansprechpersonen, wenn es Probleme gibt. Bei Bedarf ziehen sie weitere Fachkräfte hinzu, zum Beispiel die Psychologin oder den Sozialarbeiter.